Privatsphäre vs öffentliche Sphäre

 

Die Sozialen Medien haben die Privatsphäre öffentlich gemacht.

 

Die einst so herrlich erfrischende Möglichkeit, dass auch ungelernte Publizisten am öffentlichen Diskurs teilnehmen können, hatte einige Jahre lang ihren Charme, aber das ist vorbei. Der Niedergang dieses Konzepts in den Sozialen Medien zeigt wiederum, wie wichtig die Trennung zwischen Privatsphäre und öffentlicher Sphäre ist.

 

Über den Zusammenhang zwischen Schweigespirale, Mere-Exposure-Effekt und Politik, berichte ich an anderer Seite später noch ausführlicher. Heute möchte ich Euch ermutigen, die Sozialen Medien nicht zu verlassen. 

 

Social Media - die Büchse der Pandora?

 

Das Tempo und die Qualität, in denen sich Unterhaltungen in den Sozialen Medien oft innerhalb kürzester Zeit in strafbare Handlungen (Sprechakte), wie Beleidigungen und Drohungen verwandeln, vertreibt mehr Menschen als nachwachsen. Manche sehen in den Sozialen Medien inzwischen sogar die Büchse der Pandora.

 

Die Unternehmenskommunikation ist Teil der öffentlichen Kommunikation und da geht es weiterhin zum Glück gesittet zu: Im Businesskontext bemüht man sich um Sympathien und daher kommt niemand auf die Idee, sich im Ton zu vergreifen.

 

Seit dem Web 1.0 haben Unternehmen die Möglichkeit, die Öffentlichkeit, bzw. ihre Zielgruppen zu erreichen, ohne den Umweg über die Massenmedien zu gehen, wie dies bis ins Jahr 2000 noch nötig und für kleinere Unternehmen unbezahlbar war.

 

Bekanntheit und ein gutes Image tragen zur Absatzförderung bei 

 

Seitdem wurde die gesamte Unternehmenskommunikation und mit ihr vor allem der Marketing/Sales-Komplex kräftig durchgeschüttelt. Aber das Ziel ihrer Arbeit ist weiterhin dasselbe geblieben: Absatzförderung. 

 

Und auch, wenn inzwischen viele Kunden, bzw. Konsumenten, Interessenten, Stakeholder keine große Freude mehr an Facebook (Meta) oder Twitter (X) haben, überwiegen weiterhin die Chancen. 

 

Die Sozialen Medien sind für Unternehmen und Behörden unverzichtbar, um mit kleinen Budgets relativ große Aufmerksamkeit zu erlangen. 

 

Es kostet Euch wenig Arbeit, kurze, unterhaltsame und informative Teaser dort zu veröffentlichen und neugierig auf Euren ausführlichen Content auf Euren Webseiten zu machen.

 

Das gewisse Etwas

 

Vergesst dabei nicht den "persönlichen Touch": In den Sozialen Medien unterhält man sich auch als Firma oder Behörde so wenig formal wie nötig, man zeigt sich nahbar und idealerweise bei passenden Gelegenheiten möglichst humorvoll. 

 

Sehr gut funktionieren Backstage-Geschichten und wenn Ihr zeigt, dass nicht immer alles perfekt läuft. Auch Konzerne können die Gelegenheit nutzen und ihre menschliche Seite offenbaren. 

 

Viele Unternehmenskommunikationsmenschen denken, es würde von Professionalität und Seriosität zeugen, wenn man sein Angebot im Netz möglichst perfekt und gleichzeitig marktschreierisch anpreist, wie in der TV-Werbung. Das Gegenteil ist der Fall: Man erreicht im Netz mehr, wenn man gerade diese Perfektion aufbricht und sich nicht als Werbe-Vollprofi positioniert, sondern hier praktisch die wahre, nämlich nicht-perfekte Welt präsentiert, möglichst dokumentarisch und authentisch. Das berührt, das fesselt, das interessiert die meisten Zielgruppen wirklich. Damit werden wir nahbar - das ist wichtig, wenn man Beziehungen aufbauen möchte.

 

Man sollte auch bedenken, dass die meisten Menschen Social Media in ihrer Freizeit benutzen, sich also in einem privaten Umfeld wähnen und auf Augenhöhe angesprochen werden wollen.

 

Mißbraucht die Plattformen nicht dafür, deren User mit platter Werbung zu nerven. 

 

Gleichzeitig bildet Ihr mit auch als Unternehmen ein Gegengewicht gegen Trolle und schlechtgemachte Werbung in den Sozialen Medien und helft, diese Plattformen interessant halten. 

 

Aus dem Gefäß der Pandora konnte die Hoffnung nicht entweichen, sie bleibt der Menschheit also weiterhin erhalten - sorgen wir doch dafür, dass das so bleibt.

 

Ziehen sich Organisationen aus verseuchten Plattformen zurück,  bzw. investieren dort keine Werbegelder (Paid Social) mehr, ist das als Kommunikationsmaßnahme in vielen Fällen allerdings tatsächlich das höhere Gut. 

 

 

Fotocredit für Vorschaubild: Pandore - Jean-Pierre Cortot (H 791)