Mark Zuckerberg kündigte für Meta (Facebook und Instagram) letzte Woche an, alle Faktenchecker zu feuern und sich genau wie Elon Musks X nur noch auf "Community Notes" zu verlassen, also auf die Kontrolle des Contents durch andere User. Damit werden die Plattformen als Umfeld für Werbetreibende immer unattraktiver. Aber LinkedIn wird wieder interessanter.
Mark Zuckerbergs Erklärung hört sich an, als hätte Donald Trump sie ihm in die Feder diktiert. Er und sein neuer Politik-Chef Joel Kaplan überschütten sich mit Schuld- und Fehlereingeständnissen für die Unternehmenspolitik der vergangen Jahre (unter Bidens Regierung) selbst und wollen nun zeitgleich mit Trumps Amtseinführung ganz auf dessen Linie gehen, politischen Content wieder zulassen und fortan auf die Überprüfung und Korrektur von Falschbehauptungen (Faktenchecks) verzichten.
Wenn die US-Republikaner und deren Fans Social Media mehr für ihre politischen Äußerungen nutzen wollen und weniger dafür kritisiert werden möchten, kann uns das vordergründig egal sein.
Eine weitere Kampfansage gegen die EU
Dieser Richtungswechsel wird dazu führen, dass mehr "alternative Fakten" = Unwahrheiten, Hass und Hetze verbreiten kann, ohne negative Konsequenzen.
Die Atmosphären auf den Plattformen werden noch stärker von unangenehmem Stil dominiert werden und dadurch noch unattraktiver für Unternehmen.
Diese neuen Fakten-Richtlinien verstoßen gleichzeitig gegen den Digital Services Act der EU, was möglicherweise einen Handelskrieg nach sich ziehen könnte.
Meiner Meinung nach sollte man sich nicht von diesen Plattformen zurückziehen und sie eben nicht den Pöblern, Schreihälsen und Hetzern überlassen, sondern weiter kraftvoll gegensteuern mit wahren, interessanten und unterhaltsamen Infos.
Unternehmen haben ein Interesse daran, sich, bzw. ihre Produkte und Institutionen weiter auf Social Media - insbesondere auf Instagram - vorzustellen.
Bevor es zu internationalen Zoll- oder Handelskonflikten kommt, sollten wir diese Kanäle also weiter positiv, freundlich und professionell nutzen und gleichzeitig nach alternativen Medien (haha) Ausschau halten.
Dies bedeutet nicht unbedingt Mehraufwand, denn es ist sowieso unsere Aufgabe, neue Kanäle zu erschließen. Und wenn man seine Botschaften dort postet, kann man dies mit speziellen Tools wie Hootsuite in Kopie für X, Facebook und Instagram auf Knopfdruck gleichzeitig veröffentlichen oder man kopiert ein Posting, ändert es ein wenig und lädt es quasi auf die "Restrampen" auch schnell noch mit hoch. Kurz: Wir sparen nichts, wenn wir diese Kanäle ausklammern.
Allerdings wird die Moderation der Kommentare anstrengender und damit durchaus personell und damit finanziell kostenintensiver. Doch kann man die Kommentarfunktion einfach (noch) abstellen, das konterkariert zwar das Wesen des Web 2.0, nämlich die Interaktion mit anderen Usern, aber der Gute Geist dort ist eh schon verdorben und eine Diskussion mit Ultrarechten, Neonazis, Idioten und Ewsiggestrigen ist genauso Zeitverschwendung wie die mit Trollen und Bots.
Diese Plattformen nur noch als Ausspielkanäle zu nutzen, hat zumindest den Vorteil, Aufmerksamkeit bei den Unentschlossenen und Redlichen erreichen zu können und es fördert die Suchmaschinenoptimierung.
Auch dies wird schwinden, weil die Plattformen kein Interesse haben, die Aufmerksamkeit auf Unternehmenswebseiten außerhalb ihrer Ökosysteme zu unterstützen, aber für kleine und mittelständische Marken sind sie noch immer gute Kanäle, um seine Chancen auf Aufmerksamkeit zu erhöhen... Stand heute.
Gutes Beispiel LinkedIn
Da LinkedIn vorwiegend Unternehmen als Informationsplattform für ihre guten Produkte, Dienstleistungen und Leute dient, verzichtet man allein aus werblichen Gründen auf schlechten Stil. So fragwürdig wiederum die teilweise schleimige Selbstdarstellung von Managern auf LinkedIn auch sein mag, die Ausrichtung dieser Plattform ist grundsätzlich freundlich, kollegial und menschlich sympathisch. Obwohl auch hier schon Streit und Hetze zu beobachten sind.
Zensur findet nicht statt (Art. 5 GG)
Bei uns kann jeder sagen, was er oder sie will. Nirgends in Deutschland haben wir ein Problem mit der Meinungsfreiheit. Wir haben ein Problem mit Lügnern, schlechten Manieren, fehlendem Anstand, verwirrter Werteorientierung - oder gar einer Werteumkehr - und in der Konsequenz mit der Sehnsucht nach einem starken Führer.
Alle, die "Zensur!" schreien, wollen nur nicht länger darauf hingewiesen werden, dass sie die Unwahrheit sagen und deshalb bekämpfen sie auch die Wissenschaft und die freie Presse, bzw. den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und nochmal: Wir haben KEINEN STAATSFUNK in Deutschland. Wer das glaubt, checke die Fakten, bitte.
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